Veranstaltung: | LFG Soziales Antrag - Pflege Stärken |
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Antragsteller*in: | Matthias Borowiak (Magdeburg KV) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 10.05.2019, 22:48 |
A1: Gesundheitsversorgung im Flächenland Sachsen-Anhalt sichern – neue Wege für …..?
Antragstext
Unser Landesverband, die Fraktion und Ministerin wird sich für die folgenden
Forderungen einsetzen:
- Wir begrüßen und unterstützen alle Maßnahmen der Landesregierung, um mehr
junge Mediziner*innen ins und vor allem auf das Land zu holen und dort zu
halten. Gleichzeitig ist schon jetzt klar, dass alle bisherigen
Anstrengungen nicht ausreichen werden, die Landarztversorgung
flächendeckend sicherzustellen. Deswegen schlagen wir zunächst modellhaft
weitere Maßnahmen vor: Wir wollen „andere Berufszweige einbinden, um die
vorhandenen Strukturen zu entlasten. Mobile Praxisassistentinnen und
–Assistenten sind in anderen Bundesländern schon ein Erfolgsmodell, denn
sie entlasten Ärztinnen und Ärzte ebenso wie Patientinnen und Patienten.
Gleichzeitig sind auch die ambulanten Pflegedienste zu stärken: Durch die
eindeutige Zuweisung von Tätigkeiten an Pflegedienste einerseits und
Praxisassistentinnen und Assistenten andererseits. Diese Pflegenden
sollten durch Qualifizierungen ihre Kompetenzen zur Übernahme
übertragungsfähiger ärztlicher Aufgaben stärken. Eine solche Ausweitung
ihrer Aufgaben entlastet weiter unseren Bedarf an Ärztinnen und Ärzten auf
dem Lande.“ (aus dem Programm von Bündnis90/die Grünen Sachsen-Anhalt zur
Landtagswahl 2016)
- Wo die Krankenhausplanung des Landes und wirtschaftliche Not von
Klinikbetreibern zu Bettenabbau und Schließung von Klinikstandorten führt,
ist auch die schnelle Notfallversorgung gefährdet. Zwar kann nahezu
überall im Land die Hilfsfrist (Zeit von der Alarmierung bis zum
Eintreffen eines Rettungsfahrzeuges) von 12 Minuten überwiegend
eingehalten werden, allerdings brauchen Rettungsfahrzeuge auch unter
Blaulicht mitunter 20 Minuten und länger bis zum Eintreffen in der
nächstgelegenen Notaufnahme.
Wir schlagen vor, das Land Sachsen-Anhalt soll Lösungen für die medizinische
Notfallversorgung in Räumen ohne schnell erreichbares Klinikum erproben. Die
bereits angelaufenen Gespräche zwischen der Stadt Genthin und den Johannitern
bieten einen guten Ansatz für einen Modellversuch in dieser Stadt. Von Genthin
aus sind nach der Schließung des dortigen Klinikums die drei nächstgelegenen
Notaufnahmen in jeweils 30 Minuten zu erreichen. Um eine Notfallversorgung vor
Ort zu gewährleisten berät nun die Stadt mit den Johannitern als Träger einer
der drei Umgebungskliniken über die Errichtung einer Portalklinik im Sinne einer
Notfallaufnahme mit angeschlossener Kurzzeitstation (5-10 Betten). Um solche
Lösungen, auch in möglicher Kooperationen mit medizinischen Versorgungszentren
und Pflegeeinrichtungen, zu prüfen, soll das Land für dieses Vorhaben ein
Modellprojekt ermöglichen, unterstützen und begleiten.
- Die geplante Akademisierung der Hebammenausbildung ist ein großer Erfolg.
Gleichwohl bleibt die berufliche Situation der Hebammen in der
Bundesrepublik schwierig. Eine Folge davon sind immer weniger
praktizierende Geburtshelferinnen in Sachsen-Anhalt. Auch die Zahl der
geburtshilflichen Klinikbetten in Sachsen-Anhalt nimmt ab. Wir sind froh,
dass Sachsen-Anhalt mit dem Modellprojekt „hebammengeleiteter Kreißsaal“
ein Instrument zum Gegensteuern nutzt. Es bleibt dennoch vor Allem im
Bereich Versicherungen und Vergütungen vieles zu tun, um eine
flächendeckende geburtshilfliche Versorgung zu sichern.
- Dem Fachkräftemangel in der Pflege lässt sich nur mit einer Aufwertung der
Berufe in der Pflege begegnen. Dazu gehören gute Arbeitsbedingungen, eine
qualifizierte Ausbildung, faire Vergütung und Wertschätzung der Arbeit.
Bündnis90/die Grünen in Sachsen-Anhalt begrüßt die Reform der
Pflegeausbildung durch das neue Pflegeberufegesetz und fordert die
Landesregierung auf, die Umsetzung der generalistischen Ausbildung im
geplanten Umsetzungsgesetz progressiv und modern anzugehen. Wir brauchen
in Sachsen-Anhalt mehr Studienplätze für Pflegestudiengänge im
Direktstudium und in dualen Studiengängen.
In vielen Bundesländern fungieren inzwischen Pflegekammern als Stimmer der
beruflichen Pflege, die auf Augenhöhe mit Politik und Gesellschaft verhandelt.
In einigen anderen Bundesländern werden diese eingerichtet, in einigen wurde die
Errichtung in Befragungen von beruflich Pflegenden abgelehnt. Auch eine
Gründungskonferenz für eine Bundespflegekammer ist inzwischen installiert. Wir
fordern die Landesregierung auf, die beruflich Pflegenden in geeigneter Form zur
Errichtung einer Landespflegekammer zu befragen und diesem Votum zur Errichtung
oder Nichterrichtung zu folgen.
Begründung
Sachsen-Anhalt ist auch und gerade im ländlichen Raum ein lebenswertes Bundesland. Dennoch hat es wie viele andere Länder mit einem zunehmenden Ungleichgewicht der Versorgung mit Infrastruktur zwischen den großen und mittelgroßen Städten und den Orten in der Fläche zu kämpfen.
Das betrifft spürbar auch die Versorgung im medizinischen und pflegerischen Bereich. Der Ärztemangel in der Fläche, besonders bei Hausärztinnen und -ärzten nimmt rasant zu. In den kommenden Jahrzehnten dürfte sich die Situation aller Voraussicht nach weiter verschlechtern. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Soziodemografischer Wandel, Strukturschwächen des Gesundheitswesens und Mängel in der Steuerung des Versorgungssystems greifen ineinander.
Auch Notfallversorgung und stationäre medizinische Versorgung sind nicht mehr für alle Menschen im Land gleich gut verfügbar. Zahlreiche hoch spezialisierte Betten in den Uni- und anderen Kliniken der beiden großen Städte stehen Regionen gegenüber, in der ein Krankenfahrzeug unter Blaulicht 30 Minuten Fahrzeit bis zur nächstgelegenen Notaufnahme braucht. Geburtshilfliche Versorgung ist längst nicht mehr überall wohnortnah vorhanden.
Auch für die Versorgung und Pflege älterer Menschen in der Häuslichkeit und in Pflegeeinrichtungen fehlen im Land zunehmend die Kapazitäten. Hier ist es vor Allem der schon spürbare Fachkräftemangel, der die Situation prägt: Immer weniger professionelle Pflegekräfte stehen immer mehr Pflegebedürftigen Menschen gegenüber.
Für uns Bündnis 90/die Grünen ist die Sicherung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum eine der zentralen gesundheitspolitischen Aufgaben unserer Zeit. Nur mit einer funktionierenden Gesundheitsversorgung bleibt der Sachsen-Anhalt auch ländliche Raum lebenswert.
Kommentare
Horst Schmitt:
ich finde den Text gut und habe keine Änderungswünsche.
Grüße, Horst